„Das einzige unerlässliche im javanischen Tanz ist die Mystik, die aus verschiedenen religiösen Einflüssen aufgenommen wird, besonders aus dem Tantrismus und Sufismus. Aus dem letzteren hat der javanische Tanz den meditativen Aspekt genommen, nämlich die ‚Vereinigung mit dem Göttlichen’…Die Vermittlung der Tanztradition ist mit der Vermittlung des ‚inneren Wissens’ verbunden, die auch mit Ethik und Religion verbunden ist.“ (Sri Kuhnt-Sabtodewo, 2006)“.
Javanische Tänze werden von einem oder mehreren Tänzern zu Gamelanmusik getanzt und versinnbildlichen oft eine Geschichte (zum Beispiel aus dem Mahabharata oder dem Ramayana), eine politische Begebenheit oder eine Situation aus dem Leben (Hochzeit, Geburt, Ehe) und wollen dadurch den Zuschauer an seine göttliche Herkunft und seine daraus entstandenen Pflichten erinnern, oder wollen, dass sich die Menschen mit dem Leben und dem Geschehenen auseinandersetzen. Neben der Gestik und Mimik, den Kostümen und grazilen Bewegungen zeichnen sie sich durch eine ungewohnte Langsamkeit aus.
Klana Topeng – der Maskentanz – schlecht gelaunt, gierig, voller Wut und nicht in der Lage, die Leidenschaften zu kontrollieren, betrunken, verliebt, laut lachend – das sind die Eigenschaften von diesem Herrn!
Gambyong – Willkommenstanz – Dieser Tanz wird normalerweise von mehreren Mädchen getanzt, an sehr speziellen Festtagen kann es sein, dass 1000 Mädchen und Frauen diesen Tanz tanzen! Ursprünglich wurde der Tanz zu Ehren der Reisgöttin aufgeführt, damit der Reis gedeiht und die Ernte fruchtbar ist. Im 18. Jahrhundert wurde der Tanz im Sultanspalast von Surakarta aufgeführt. Heute ist dieser Tanz in ganz Zentraljava bekannt und wird zu Beginn eines Festes, zum Beispiel einer Hochzeit, oder zur Einweihung eines neuen Gebäudes getanzt. Mit ihm wird das Neue gesegnet. Bevor ein Paar heiratet, hat es diese Klänge und Bewegungen schon unzählige Male gehört und gesehen, sie gehören zu den Ritualen des Lebens.
Jaranan – der Pferdetanz – Diese Tänze gehören zu den lebendigen Traditionen Javas. Sie werden normalerweise in Gruppen getanzt und immer wieder neu erfunden. In diesem Tanz, den ich euch zeige, kämpft eine Gruppe Pferdetänzer gegen einen Dämon. Da ich keine Gruppe bin, muss man sich die anderen Tänzer und Tänzerinnen vorstellen und den Dämon ebenfalls.
Eine besondere Form ist der Pferdetrancetanz. Bis heute werden an besonderen Tagen Pferdetrancetänze, die vom Morgen bis zur Dämmerung dauern, aufgeführt. Nach einem langen Tag mit der eindringlichen und lauten Musik, die immer live gespielt wird, fallen mehrere Tänzer in Trance, zur Belustigung und zum Schrecken des Publikums, das meistens aus der gesamten Dorfbevölkerung besteht.
Gambiranom – der Klassiker – ist ein klassischer Tanz, der schon vor 200 Jahren in den Palästen von Yogyakarta und Surakarta zu Ehren von wichtigen Gästen aufgeführt wurde. Die Bewegungen und das Kostüm findet man auch im klassischen javanischen Schattenspiel. Gambiranom erzählt die Geschichte eines Prinzen aus dem Epos Mahabharata, der sich verliebt, er möchte sich schön machen, möchte seine Schönheit und seine Kraft zeigen. Er weiss jedoch nicht, ob seine Liebe erwidert wird und ist deswegen verunsichert.
Manipuren – die Anschauliche – Ein Mädchen beim Baden, es holt Wasser aus dem Brunnen, zieht die Ohrringe, die Ketten und die Armbänder ab, es zeigt (nur symbolisch), wie es den Sarong löst, sich die Haare kämmt. Dieser Tanz zeigt sehr anschaulich, wie Bewegungen aus dem Alltag in die Tänzersprache übersetzt werden.
Rantaya – die Dankbare – Mutter Natur gibt uns, was es zum Leben braucht. Mit diesem Tanz zeigen wir ihr unsere Dankbarkeit. Dieser meditative und der Mutter Natur geweihte Tanz wird am liebsten in der Natur und in der Abenddämmerung getanzt, da kommt das Mystische und den Dienst an die Natur am besten zum Ausdruck.
Rantaya enthält die Grundbewegungen des javanischen klassischen Tanzes.